Lockheeds Langstreckenjäger hatte sich in Europa bewährt, sowohl als Jagdflugzeug als auch in der Rolle des Aufklärers. Im Hauptquartier der 8th Air Force sah man aber noch weiteres Potenzial. Aufgrund Ihrer hohen Zuladung eignete sich die P-38 auch als Jagdbomber. Dabei dachte man sogar an Einsätze in größeren Formationen auf strategische Ziele. Die Vorteile lagen auf der Hand. Im Vergleich zu herkömmlichen Bombern wurde deutlich weniger Personal benötigt. Auch um den Jagdschutz musste man sich nun nicht mehr kümmern. Alles was jetzt noch fehlte, war eine Führungsmaschine, die das bekannte Bombenzielgerät der Firma Norden samt Bombenschütze aufnehmen konnte.
Dann wäre man in der Lage, die tödliche Fracht sicher in´s Ziel zu bringen. Das war die Geburtsstunde der Droop Snoot. Im Lockheed Modification Center in Nordirland unternahm man die ersten Probeflüge mit einer umgebauten P-38H. Sie besaß die hölzerne Attrappe einer Bombernase, welche später noch als Form für eine Kleinserie aus Plexiglas diente. Die Testflüge waren ein voller Erfolg! Die US-Luftwaffe bestellte gleich drei Maschinen, schob aber kurz danach noch eine weitere Bestellung von fünfzehn Droop Snoot’s nach. Und der Bedarf wuchs noch weiter! Wie viele Maschinen, die u. a. mit zusätzlicher Panzerung versehen waren, umgebaut wurden, ist nicht bekannt. Die Stadt Gütersloh wurde am 10.04.1944 das erste Ziel einer solchen Droop Snoot-Formation. Auch Jagdflugzeuge von anderen Herstellen wurden mit Droop Snoots zum Ziel geführt. Einige Maschinen wurden sogar zum VIP-Transporter ohne Bombenzielgerät umgebaut.

Das Modell
Academy bietet in 1:48 schon seit einiger Zeit ein Modell dieses Flugzeuges an, aus dem neben dem Standardjäger und dem Aufklärer auch diese Version gebaut werden kann. Da ich den Bau des Jägers (P-38F) hier schon ausführlich besprochen habe (siehe Bericht), konzentriere ich mich diesmal auf die Besonderheiten bei diesem Modell. Sie beziehen sich auf die Inneneinrichtung der Glasnase. Sie ist leider sehr spartanisch. Die kleine Sitzbank, auf der der Bombenschütze wahrend des Fluges verweilt sowie das dazugehörige Gurtzeug fehlt völlig und wurde mit Teilen aus der Grabbelkiste hergestellt.

Die Vorlage
Aus dem Kasten kann lediglich eine einzige Droop Snoot-Variante in Naturmetall gebaut werden. Da mir diese nicht zusagte, suchte ich nach Alternativen. Bei der Recherche über dieses Muster fiel mir in verschiedenen Publikationen immer wieder die “EZE does it” auf. Eine Maschine im klassischen Olive Drab inklusive Invasionsstreifen, geflogen von Capt. Hershell “Eze“ Ezell der 20th Fighter Group. Sie nahm an dem besagten “Gütersloh-Raid” teil. Dieses Flugzeug sollte es sein. Damit war allerdings ein Problem verbunden. Für dieses Vorbild gab es keine passenden Decals. So entschied ich mich, alles aufzulackieren, was an Abziehbildern nicht zur Verfügung stand. Verwendet wurden nur die US-Sterne sowie „selbst gemachte“ Decals für die Abwurfmarkierungen und die weißen Streifen unter der Nase. Das Abkleben des Schriftzuges dauert seine Zeit. Aber es lohnt sich und das Entfernen der zahlreichen Klebebänder nach vollbrachter Arbeit ist ein klein wenig wie Geschenke auspacken.

Weiß oder Gelb?
Hier scheiden sich die Geister. In einigen Veröffentlichungen werden die Triebwerksverkleidungen und das sogenannte „Filet“ (Verkleidungsblech zwischen Rumpf und Tragfläche) als gelb lackiert angegeben. Farbaufnahmen als Beweis dafür sind mir nicht bekannt. Vergleicht man aber die Helligkeitswerte auf den Fotos mit anderen zweifelsfrei weiß, bzw. gelb lackierten Bereichen (Invasionsstreifen, Propellerspitzen), so kann das nicht stimmen. Gelb konnte daher nur der Schriftzug sein, denn er ist im Vergleich zu den anderen Bereichen als Einziger deutlich dunkler.

Farbeffekte
Lackiert habe ich wie immer mit Farben von Mr.Hobby (Gunze). Bevor ich auf die Oberseite die Farbe Olive Drab aufgetragen habe, wurde diese schwarz lackiert. Danach wurden zahlreiche dünne weiße Linien aufgetragen. Wenn dann der eigentliche Farbton dünn lasierend aufgebracht wird, erhält man durch diese Vorarbeit diffuse hell-dunkle Nuoncen auf der Oberfläche. Nach einer Versiegelung mit glänzendem Klarlack gab es ein Washing mit Künstler-Ölfarbe. Hier macht sich erneut bezahlt, dass alles auflackiert wurde. Decals können nämlich nicht ohne weiteres in den Washingprozess mit einbezogen werden. Die wenigen Abziehbilder werden erst danach aufgebracht und bekommen ihre eigene Spezialbehandlung in Sachen Verschmutzung. Eine matte Versiegelung schließt wie immer das Kapitel Farben ab.

Zielgerade
Im Unterschied zum Jäger wollte ich diesmal das Cockpit geöffnet darstellen. Für die nach hinten klappende Haube wurde noch ein kleines Plättchen eingeklebt, damit diese einen sicheren Halt hat. Die linke Seitenscheibe wurde bis auf einen schmalen Streifen heruntergeschliffen, damit sie wie im Original abgesenkt dargestellt werden kann.

Fazit
Der Anblick des fertigen Modells macht glücklich und zufrieden. Wie zu erwarten war, werten die Invasionsstreifen in Verbindung mit den Staffelmarkierungen die Maschine deutlich auf. Wer in Zukunft eine P-38 bauen will, wird sich bestimmt für die moderneren Tamiya-Bausätze entscheiden. Aber eine Droop Snoot-Variante gibt es in diesem Maßstab nach wie vor nur von Academy.
Marco Doehring, Stuttgart (März 2025)