Tamiya vs. Eduard – Welcher P-51 Bausatz ist der Bessere?

War einst die Rede von der sprichwörtlichen Tamiya-Qualtät, wussten Modellbauer genau, was gemeint war.

Wenn darüber hinaus ein Hersteller einen neuen Bausatz auf den Markt brachte, von dem es bereits ein Exemplar von Tamiya gab, so galt genau dieses Exemplar in der Regel bis dato als absolute Referenz. Und oft blieb es auch dabei! Die hervorragende Kunststoffqualität und Passgenauigkeit verwiesen die Konkurrenz regelmäßig auf Ihre Plätze. Selbst dann, wenn die Produkte von Tamiya schon etwas in die Jahre gekommen waren. So war das früher…

Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Konkurrenz wird immer besser. Viele Hersteller aus dem Reich der Mitte und aus Osteuropa haben inzwischen genug Erfahrungen gesammelt und schließen auf. Und in Tschechien hat sich Eduard längst als ein Hersteller etabliert, der Produkte in absoluter Spitzenqualität abliefert. Immer mehr werden nun die Bausätze dieser Firma als Referenz angesehen. So hat sich das Blatt langsam aber sicher gewendet.

Beispiel: Tamiya´s P-38 F/G in 1:48. Separate Landeklappen sucht man hier vergeblich. Anderswo ist das bereits Standard. Es gibt Decals für lediglich zwei Versionen. Das ist heutzutage zu wenig. Die Masken zum Abkleben müssen selbst zugeschnitten werden. Dieser Bausatz ist sehr gut konstruiert (sogar Ausgleichsgewichte liegen bei) und schafft es erneut, die in die Jahre gekommene Konkurrenz von Academy, Hasegawa und vor allem Revell/Monogram auf Ihre Plätze zu verweisen. Aber das Besondere, was früher einen Tamiya-Bausatz für mich ausgemacht hat, gibt es so nicht mehr. Und während andere Firmen ein regelrechtes Feuerwerk an Neuheiten präsentieren, sind Neuerscheinungen von Tamiya inzwischen selten geworden.

Bei der gerade erschienenen B-Version der P-51 Mustang haben wir die eben angesprochene Situation: Der Tamiya-Bausatz ist seit 1995 auf dem Markt und gilt als “Platzhirsch”. Der Eduard-Kit ist der Herausforderer.

Schauen wir uns also die beiden etwas genauer an. Auf Unterschiede in den Abmessungen habe ich dabei bewusst verzichtet, da ich hier keine gravierenden Unterschiede feststellen konnte.

Tamiya: Alles überschaubar. Zwei Hauptgießäste, Klarsichtteile, Decals und Anleitung.

Eduard: Auch wenn es ein Doppelpack ist ,sind hier nur die Gießäste für eine Maschine zu sehen. Photoätzteile und Abklebemasken sind inklusive.

Man beachte den kleinen Sockel für die Auspufftöpfe. Er ermöglicht den Einbau dieser Teile ganz bequem nach den Lackierarbeiten.

Hier wird eine kleine Platte von hinten gegengeklebt, um die Auspufftöpfe später einsetzen zu können. Die Wartungsklappe darunter gibt´s separat.

Hier sind die Querruder ein einem Stück mit der Tragfläche gefertigt.

Die Tschechen legen alle Klappen und Ruder als separate Bauteile bei.

Die Löcher im Sitz sind hier nur angedeutet.
Hier ist alles richtig perforiert.
Die detaillierten Reifen können noch heute überzeugen.
Bei den Details für den Innenraum liegt Eduard ganz klar vorne.
Die Fahrwerksschächte haben die richtige Tiefe.
Wem Decals hier nicht reichen, bekommt in der Dual Combo passende Photoätzteile.
Separate Landeklappen waren 1995 der Hit!
Eduard´s Markenzeichen: Die „gehauchten“ Nieten.
Die Klarsichtteile im Vergleich: Die Teile von Eduard sind noch etwas sauberer. Die geöffnete Cockpitklappe haben beide Hersteller in einem Stück mit der Seitenscheibe gefertigt.
Bauanleitung von Tamiya wie eh und je.
Drei Versionen können gebaut werden.
Eduard´s Bauanleitung erinnert mehr an eine Typen-Monographie.
Eduard wird noch viele Varianten der P-51 folgen lassen. Bei der zuerst erschienenen Dual Combo hat man die Wahl zwischen 10 verschiedenen Vorbildern. Auch Maschinen mit der runden Kanzel (Malcolm-Hood) sind dabei.

Fazit: Ist der Eduard-Bausatz dem Tamiya-Kit überlegen? Ja, ist er. Denn er kann alles noch etwas besser. Die Gravuren sind noch schärfer, die Klarsichtteile etwas freier von Verzerrungen und die Detailverliebtheit verweist den Kit aus Nippon endgültig auf Platz 2.

Nach der Philosophie “Wenig Teile-viel Bastelspaß“ bekommt man aber trotz alledem immer noch ein sehr gutes Modell von Tamiya geboten, dem man seine knapp 30 Jahre nicht ansieht.

Marco Doehring. Stuttgart (August 2024)