Wer schon einmal auf der Scale Model Word in Telford war, kennt sie: Die Händler, die sich ausschließlich auf alte Bausätze aus vergangenen Tagen spezialisiert haben.
Bei einem solchen Anbieter entdeckte ich in einem großen Karton voller Matchbox-Kits diesen Bausatz. Die Lightning war einer meiner ersten Matchbox-Bausätze in den Achtzigern. Als dann auch noch kurz vor Ende der Messe die Preise gesenkt wurden, griff ich zu.
Aber damals waren doch Decals für die Royal Saudi Arabian Air Force in der Schachtel, oder nicht?
Das liebe Gedächtnis…
Als ich wieder in Deutschland war, gab es dann die große Überraschung. Ich hatte mich geirrt! Es war die zweisitzige Trainerversion T55 (später ebenfalls von Matchbox herausgebracht) die ich damals gebaut hatte, aber nicht diesen Jäger! Doch irgendwie störte mich das nicht. Mit modernen Silberlacken und Decals vom Aftermarket wollte ich diesen Bausatz nun kräftig aufwerten.
Gesagt, getan!
Der Bau machte schnell Fortschritte und ging gut von der Hand. Die Anzahl der Teile ist überschaubar. Bausätze von Matchbox sind eben für Kinderhände konzipiert. Ideal als “Nebenprojekt” wenn es mit dem “richtigen” Bausatz nicht so recht vorwärts gehen will. Ein richtiges Cockpit gibt es eigentlich gar nicht. Ein paar Instrumenten-Decals aus der Grabbelkiste nahm ich dann aber doch noch. Und zur Abwechslung setze ich mal einen bemalten Piloten ins Cockpit. Die Lackierung erfolgte mit verschiedenen Silbertönen aus der Super Metallic-Serie von Mr-Color (Gunze), die schwarzen Walkways und die gelbe Fensterumrandung wurden auflackiert und abgeklebt. Hier und da fügte ich noch kupferne Verfärbungen nach Originalfotos dazu. Die modernen Lacke verfehlen Ihre Wirkung nicht und ein Washing mit Panel Line Washer von Mig gibt dem komplett positiv gravierten Flieger die richtige Patina.
“Xtraprobleme” mit Xtradecal
Ich entschied mich für die Decals einer Maschine der 74. Squadron, stationiert in Tengah, Singapur um 1970 (wie auch aus dem Matchbox-Kit zu bauen). Die Abziehbilder sind hauchdünn und von hervorragender Qualität, aber nicht geeignet für alte Bausätze mit erhabenen Gravuren. Diese zerschneiden beim Andrücken gnadenlos jedes einzelne Decal. Und das sie beim Verwenden von Weichmachern sofort anfingen sich aufzulösen, machte die Sache auch nicht einfacher. Viele Exemplare wollten auch einfach nicht haften bleiben, so dass ich teilweise auf die Original-Decals von Matchbox zurückgreifen musste. Erst nach einer Versiegelung mit glänzendem Klarlack konnte man das Modell dann wieder normal anfassen.
Letzte Rettung Fanghaken
Als die letzten Anbauteile angebracht wurden, dann die böse Überraschung: Das Anglerblei, dass ich in die Radarnase gesteckt hatte, reichte nicht aus. Die Maschine ist ein Tailsitter! Man kann zwar den Luftschacht dahinter ebenfalls mit Gewichten beschweren, aber ich hatte Zweifel, dass das filigrane Fahrwerk das hohe Gesamtgewicht aushält. Also entschied ich mich, den Fanghaken ausgefahren darzustellen. Welch glücklicher Umstand, dass die Lightning als landgestützte Maschine über solch ein Zubehör verfügt.
Fazit
Der Plan ist geglückt! Der Bausatz wirkt auf mich sehr maßstabsgetreu. Zusammen mit den heute zur Verfügung stehenden Produkten ist ein ansehnliches Modell daraus entstanden, das erst auf den zweiten Blick als Modellbau-Oldtimer auffällt.
Marco Doehring, Stuttgart (Juli 2024)