Eine B-25 in 1:48 aus neuer Werkzeugform? Und noch dazu die J-Variante? Das lies so manchen Quarterscaler aufhorchen, schließlich konnte man in diesem Maßstab bislang nur den alten Monogram-Bausatz mit erhabenen Gravuren bauen. Lange Zeit wartete man vergebens auf einen zeitgemäßen Nachfolger. Immerhin handelt es sich bei der “J” um die Hauptversion, die von 1943-1945 in einer Gesamtzahl von 4318 Stück produziert wurde. Die Hoffnung, HK-Models würde seine 32er Mitchell-Flotte einfach “herunterscalen“, ist also in Erfüllung gegangen.
Was darf man von einem Bausatz dieser Größe, der locker die 100,00 EUR Grenze überschreitet, erwarten?
Auf den ersten Blick wird die Erwartungshaltung voll erfüllt. Die stabile Verpackung wirkt hochwertig und das ansprechende Deckelbild macht Lust auf mehr.
Nach dem Öffnen des Kartons kommt hellgraues, fein gespritztes Plastik hervor, das noch dazu mit seinen zahlreichen Details überzeugen kann. Hier ist alles “State of the Art”. Höhen- und Seitenruder sowie die Landeklappen können separat angebaut werden. Vorbei also die Zeit, wo man solche Details nur mit Zubehör von Verlinden oder anderen Herstellern realisieren konnte.
Die zahlreichen “gehauchten “ Nieten erinnern an Eduard-Bausätze und werden so manchen Modellbauer erfreuen. Und nun die für mich wichtigste Frage: Wie hat HK-Models die Form der Triebwerksverkleidung hinbekommen? Insgesamt sind die Teile realistisch wiedergegeben, auch wenn die kreisrunde Vorderkante im Original etwas spitzer ausfällt. Ein Fiasko, wie seinerzeit bei den Bausätzen früher Mitchells von Accurate Miniatures bleibt also aus. Allerdings findet man in diesem Bereich Nietenreihen, wo im Original gar keine sind!
Die Öffnungen für die Hülsen an den beiden “Gun Packs” links und rechts unterhalb der Kanzel sind nicht geöffnet dargestellt, sondern nur angedeutet. Die Klarsichtteile sind sauber gefertigt, aber bei genauer Betrachtung sind gerade die kleineren Teile, wie z. Bsp. der Heckstand, nicht ganz frei von Verzerrungen. Das können andere Hersteller noch etwas besser. Dafür kann der Kit mit zwei Sätzen Photoätzteilen und vor allem mit dem Ausgleichsgewicht für den Bug wieder punkten.
Der einzig wirkliche Schwachpunkt ist meiner Meinung nach der Decalbogen. Die Firma Cartograf hat wieder gute Arbeit abgeliefert, qualitativ gibt es also nichts auszusetzen. Allerdings sind lediglich zwei Versionen und die bescheidene Anzahl von Stencils vor dem Hintergrund des hohen Preises einfach zu wenig.
Version 1:
B-25 „Cactus Kitten“ der 501 BS, 345 BG, stationiert in Tacloban, Leyte im Januar 1945 (Olive Drab / Neutral Grey).
Version 2:
B-25 „She´s Engaged!“ der 380 BS, 310BG, stationiert in Neapel, Italien im Frühjahr 1945 (Naturmetall).
Die gewählten Exemplare sind auch nicht gerade “Eye-Catcher”, sondern eher nüchterne Hausmannskost. Hier wäre mehr möglich gewesen, denn an interessanten Vorbildern mangelt es wahrlich nicht.
Die Bauanleitung ist etwas größer als DIN-A4 und gut gegliedert. Die letzte Seite beinhaltet eine Farbtabelle mit den Produkten von AK Interactive, Tamiya und Gunze/Mr.Hobby.
Passend zur Oberklasse liegt dann noch ein Nachdruck des Deckelbildes in Gemälde-Optik der Packung bei.
Fazit: Ein insgesamt empfehlenswerter Bausatz, auch wenn er seinem Premium-Anspruch hier und da nicht ganz gerecht wird. Für Fans der späten B-25 aber momentan so oder so DER Bausatz!
Der Hinweis auf der Packung “The Mitchell-Series” weißt schon darauf hin: Mehrere Versionen (wie auch schon bei HK-Models in 1:32) werden noch folgen. Einige Bauteile sind jetzt schon enthalten. Wir dürfen also gespannt sein.
Marco Doehring, Stuttgart (Februar 2023)