Als am 18.07.1942 in Leipheim der erste düsengetriebene Flug der Me 262 V3 durchgeführt wurde, warfen nicht nur die Alliierten ihr Augenmerk auf die neuen Flugzeugentwicklungen in Deutschland. Zu dieser Zeit befand sich auch eine japanische Delegation im Land, um technologische Erfahrungen auszutauschen und zu schauen, was die Anderen so entwickeln.
In diesem Zusammenhang wurden unter anderem auch die Messerschmitt-Werke in Augsburg und Leipheim besucht.
In den Kriegsjahren 1942 bis 1945 fand dann ein reger Technologieaustausch auf militärischem Gebiet zwischen dem Deutschen Reich und Japan statt. Japanische und deutsche Langstrecken-U-Boote brachten viele Pläne, Fotos und Bauteile in das jeweilige Bündnisland.
Im Gegensatz zu Deutschland, wo aufgrund politischer und kriegsbedingter Entscheidungen die Bauarbeiten am Flugzeugträger A „Graf Zeppelin“ immer mehr verzögert und verschleppt wurden, wurde in Japan der Bau von Flugzeugträgern forciert um die eingetretenen Verluste wieder auszugleichen. In diesem Zusammenhang gelangten etliche Pläne (und später auch Teile) für das neu zu entwickelnde und mit Strahltriebwerken auszustattende Trägerflugzeug Me 262 A-1T (geplant für den nie gebauten zweiten deutschen Flugzeugträger B) unter strengster Geheimhaltung nach Japan.
Die Firmen Nakajima und Kawanishi erhielten darauf den Auftrag, auf Basis der vorhandenen Pläne ein neues düsengetriebenes Flugzeug zu entwickeln. Beide Flugzeuge sollten durch zwei Ne 20 Strahltriebwerke angetrieben werden, welche je ca. 700kp Schub erzeugten. Nakajima baute die J9N1-K Kikka, einen landgestützten Abfangjäger deren Erstflug am 07.08.1945 stattfand. Sie war eine eigenständige Entwicklung, die sich lediglich am Aussehen der Me 262 anlehnte.
Kawanishi hingegen verwendete weitgehend die von Messerschmitt bekommenen Pläne und Bauteile. Daraus entstand ein trägergestützter und düsenbetriebener Marine-Abfangjäger, die A9K2 – Ichi-Ban, Typ 2-62 (Fritz). Er sollte auf dem neuen Super-Träger Shinano zum Einsatz kommen, welcher zur damaligen Zeit als größter Flugzeugträger der Welt galt und das entsprechend große Flugdeck für den neuen Flugzeugtyp hatte. Kriegsbedingt wurde die Ichi-Ban, ebenso wie die Kikka, allerdings erst im August 1945 fertig. Am 15.08. sollte Testpilot Susumu Takuoka, der auch schon die Kikka geflogen hatte, mit der A9K2 – Ichi-Ban den Erstflug wagen. Die Flugerprobung erfolgte aufgrund der Kriegslage auf dem weit im Nord-Osten gelegenen Flugplatz Kohnoike, da dieser von den Amerikanern kaum beachtet und bombardiert wurde. Ob der Flug noch durchgeführt wurde, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, da an diesem Tag Japan kapitulierte und der Krieg zu Ende war. Nach dem Krieg verlor sich die Spur des Flugzeugs nahe bei der Stadt Sapporo auf den Insel Hokkaido. Angeblich soll die Maschine über die Insel Sachalin in die damalige Sowjetunion gebracht worden sein.
Über das genaue Aussehen der Ichi-Ban wurde lange spekuliert, es gab bis vor kurzem keine Fotos von der Original-Maschine. Als Trägerflugzeug war sie mit faltbaren Flügeln, Fanghaken und einer Vorrichtung für Katapult-Starts ausgerüstet. Wie alle japanischen Prototypen trug sie das Farb- / Tarnschema D6 Rotorange bzw. Gelbocker über alles. Eine exakte Farbe kann für die damalige Zeit nicht angegeben werden, da die Farbtöne kriegsbedingt stark variierten und aus den entsprechend noch vorhandenen Farben mehr oder weniger genau zusammengemischt wurden. Ebenso wurde auch kein Korrosionsschutzlack (Aotake) aufgebracht, da dieser nicht mehr in genügender Menge vorhanden war.
Mehr zum Original der Kawanishi A9K2 – Ichi-Ban gibt es auch bei Wikipedia.
Hier die ersten Modellfotos der legendären Maschine:
Modell: Me 262 A-1
Hersteller: Revell
Art.Nr.: 04166
Maßstab: 1:72
Material: Kunststoff
Holger Siegel
(April 2019)
Ein weiterer Bericht von Holger Siegel
Löschpanzerzug Leopard 2A6/A6M in 1/72