Mittlerweile hat es sich ja herumgesprochen, die SIM hat einen neuen Group Build am Start. Gleichzeitig ist es eine Hommage an Leipheim, wo wir jedes Jahr eine tolle Ausstellung mit dem Fliegerhorstmuseum machen. Es geht dabei um die Messerschmitt Me 262. Grundlage ist der Revellkit 04166 in 1:72. Gebaut werden darf, was gefällt. Revell sponsert Bausätze (Danke!)
Den Grundbausatz kennt ja fast jeder. Aber eben nur fast. Deshalb habe ich mal so einen Kit ausgepackt und meine Erinnerung aufgefrischt. Ich bin schon immer ein Fan der 262 gewesen, dieser Revellbausatz war für mich ein besonderer Meilenstein.
1997 in der ersten Box als #04119 erschienen, war es eine der ersten nach heutigen Kriterien guten Modellschöpfungen dieses Typs in meinem Lieblingsmaßstab 1:72. Als Benchmark galt damals verdientermaßen der Hasegawa-Kit aus den 80ern. Neben der neuen Revell sah der plötzlich nicht mehr so überlegen aus, und er kostete damals ein Vielfaches.
In relativ kurzer Folge brachte Revell damals auch den Zweisitzer und eine Aufklärervariante. Letztere ist heute die seltenste, denn es gab sie nur für kurze Zeit. Entsprechend gesucht ist das Modell jetzt. Auch bemerkenswert: Der Jagdeinsitzer ist unter dieser Bestellnummer nun schon 20 Jahre fast ununterbrochen im Handel, während der zweisitzige Nachtjäger vor einer Weile auslief.
Nun zu den Details: der Kit 04166 von Revell bringt 3 (oder 4, wenn die Werferbewaffnung abgetrennt beiliegt) hellgraue Gießrahmen und einen klaren mit. Die Gravuren sind versenkt, die Kleinteile an Fahr- und Triebwerk fein detailliert. Die Vorflügel sind leider nicht separat, sie müßten an einer abgestellten 262 ausgefahren sein. Haben die anderen aber auch nicht…
Eine schlaue Sache ist die separate Unterseite der Bugnase. Ursprünglich wohl mit Blick auf die Aufklärerversion so konstruiert, erlaubt diese Öffnung das Einbringen von Gewicht ohne Schwierigkeiten. Sonst wird die 262 wie die meisten Bugradflugzeuge zum Tailsitter.
Schachtel und Anleitung sind übrigens auch heute noch die alten aus den 90ern, nur ganz am Anfang gab es eine kleinere Verpackung und eine andere Bestellnummer.
Für meinen Geschmack ganz gelungen und in dem Maßstab ausreichend ist das Cockpit dargestellt. Die Unterseite stellt die druckfeste Wanne dar, praktisch ein oben offenes Rohr mit einigen Detais zum Rumpf hin. In diesem Zusammenhang ergibt sich der einzige für mich wirklich relevante Kritikpunkt. Diese Wanne kann man im Original von unten durch die Fahrwerkschächte sehen. Im Modell geht das nicht, weil die Schächte oben abgedeckt sind. Das ist aber in 5 Minuten ausgesägt, man muß es nur rechtzeitig wissen.
Außerdem ist die Cockpithaube in den neueren Auflagen nicht mehr perfekt, da ist aber auf dem Zubehörmarkt preiswerter Ersatz verfügbar.
Bei den Farbangaben nimmt es Revell durchaus genau. Für manchen etwas zu genau, weil man aufgrund der angegebenen Revellfarben viel mischen muß. Keine große Sache, in Modellbauerkreisen hat sowieso jeder seine eigenen Rezepte für RLM-Farben. Der Bausatz bietet immerhin 2 Markierungsmöglichkeiten, durchaus nicht selbstverständich in dieser Preisklasse. Darüberhinaus gibt es für die Schwalbe in 72 genug Decals auf dem Zubehörmarkt.
Übrigens kann die Anleitung im Servicebereich bei Revell als pdf-Datei heruntergeladen werden.
Allein die Anstrich- und Markierungsvarianten, die für das Original nachgewiesen sind, erlauben eine Unzahl von Variationen. In diesem Kit ist die Standardmotorisierung Jumo 004, die Standardbewaffnung 4 x Mk108 mit einer Option auf entweder 2 Zusatztanks oder 2 x Werfergranate vorgesehen. Damit ist die Maschine, wie es in der Beschreibung steht, eine 262 A-1a.
Hängt man 2 Bomben aus einem anderen Bausatz drunter, wäre es eine A-2a. Ändert man die Triebwerke in die kürzeren BMW003 ab – das ist schon etwas Schnitzerei – nun ist es eine A-1b. Dann gibt es noch Rüstsätze wie die R4M Raketen oder Erprobungsträger wie der einsitzige Nachtjäger oder der Deichselschlepp, die mit wenig Aufwand zu bauen sind. Teilweise gibt es dafür auch Umrüst- und Zubehörsätze zu kaufen, bei Airmodel, Airwaves, CMK, Eduard und anderen. Mit etwas mehr Aufwand können Projekte wie die Lorin-Triebwerke, einer der Heimatschutzjäger und die Mistelgespanne verwirklicht werden. Und dann sind da noch die Beutemaschinen. Möglichkeiten ohne Ende, und das noch ganz ohne meine eigene Phantasie anzustrengen. Wer davon mehr hat als ich, kann sicher noch ganz andere Typen zaubern. Im Rahmen des Projekts sind auch reine Phantasiebauten möglich, ein Airliner, ein Raumschiff oder gar kein Fluggerät vielleicht…
Jeder, der im nächsten Jahr in Leipheim ausstellt, darf mitmachen – egal ob SIM-Mitglied oder nicht. Aus den ersten Reaktionen weiß ich, die Mitstreiter freuen sich ebenso sehr auf den Group Build wie ich. Ich denke immer noch darüber nach, welche Typen ich realisiere. Ein Jahr kann kurz oder lang sein, je nachdem, was man sich vornimmt. Da heißt es auswählen.
Mit was seid Ihr 2019 in Leipheim dabei?
Fragt Euer Stefan
(Juni 2018)