Der Stuttgarter Kleinserienhersteller JMS ist immer für eine Überraschung gut. So haben die rührigen Schwaben nun mit der Brewster F5 Osprey (Fischadler), einen besonderen Exoten herausgebracht. Neben Resinteilen liegen auch schön gedruckte Abziehbilder und eine gezogene Klarsichthaube bei.
Bevor wir auf das Modell schauen, kurz ein paar Worte zum Original: Nachdem 1942 die Trägererprobung der Chance Vought F4U Corsair einige Mängel zu Tage gebracht hatte, wurde fieberhaft nach Lösungen gesucht, den US-Trägerverbänden schnell ein leistungsfähigeres Flugzeug zur Verfügung zu stellen. Kurz zuvor hatten die Engländer die Focke Wulf Fw 190 A3 des JG 26 von Arnim Faber erbeutet und diese intensiv untersucht. Die Fw 190 zeigte sich in den wesentlichen Leistungsmerkmalen den zu diesem Zeitpunkt eingesetzten alliierten Flugzeugen überlegen.
Diese Untersuchungen waren auch in den USA bekannt. Und so entstand die Idee, die Fw 190 als Trägerflugzeug nachzubauen, um so den Zeros der Japaner entgegenzutreten. Das Projekt startete zuerst recht vielversprechend denn die Fw 190 hatte alles, was ein Trägerflugzeug auszeichnet: Sie war klein, leistungsstark und das breite Fahrwerk ermöglichte gute Landeeigenschaften auf den kleinen, schwankenden Flugdecks. Der Auftrag für die Entwicklung des modifizierten Nachbaus ging an die Brewster Aeronautical Corporation in Long Island, die ein Nachfolgeprojekt für die F2A Buffalo benötigte.
Die Modifikationen umfassen klappbare Tragflächen, einen Fanghaken und die Instrumentierung des Cockpits nach US-Standard. Als Name für das neue Flugzeug wurde Brewster XF5 Osprey gewählt.
Das Projekt wurde auch fortgeführt, als die Probleme der Corsair beseitigt waren. Im Februar 1944 kam es schließlich im Navy Testzentrum Patuxent zum Vergleichsfliegen zwischen einer FW 190 G-3, einer F4U-1 Corsair und einer F6F-3 Hellcat. Dabei zeigten sich die Fw 190 und die Corsair als ebenbürtig. Das Projekt wurde daraufhin eingestellt und Brewster baute die Corsair in Lizenz.
Doch nun zum Modell: Neben den schönen, abgeklappt darstellbaren Tragflächen mit schöneren Radschächten und separaten Tragflächenenden liegen die Spritzlinge der Fw 190 aus der 1/144er-Microwings-Serie von Revell für den Rumpf und die Kleinteile bei. Dieser Bausatz hat auch gleich den etwas längeren Rumpf und das etwas breitere Fahrwerk der Brewster. Ob die US Formenbauer von Revell vielleicht die Pläne von Brewster verwendet hatten? Wer weiß.
Außerdem gibt es noch ein Fanghaken, einige Cockpitdetails zwei tiefgezogene Cockpithauben und Abziehbilder für eine fiktive Maschine 1944.
Insgesamt passt alles recht gut zusammen. Beim Cockpit ist JMS jedoch ein kleiner Fehler unterlaufen. Brewster hatte die Anordnung der Instrumente entsprechend dem US-Standards angepasst. Der Bausatz zeigt aber die Originalanordnung der FW 190. Ich habe die Gravuren abgeschliffen und die Instrumente neu aufgemalt. In diesem Maßstab finde ich das akzeptabel.
Den Klappmechanismus habe ich durch Draht ersetzt. Die filigranen Resin-Teile des Umbausatzes erscheinen mir doch zu zerbrechlich. Ebenso musste der Fanghaken einer Ausführung aus Messingdraht weichen. Da er nach hinten recht weit herausragt, erschien mir das sicherer. Der Resinhaken ist doch sehr filigran.
Was JMS geritten hat, den alten Revell-Bausatz als Basis für dieses interessante Flugzeug zu nehmen erschließt sich mit nicht ganz. Ein schöner 1/72er-Bausatz wäre für viele Modellbauer sicher interessanter. Aber wer weiß, vielleicht kommt da ja da noch was?
Wer noch weitere Infos zur Brewster F5 möchte, findet bei Wikipedia eine umfangreichere Darstellung.
Euer Jürgen von der SIM (1. April 2017)